
S.L.Weiss - Leben
Geschichte einer Wiederentdeckung

Der Lautenist Hans Neemann (1901–1943) gab den entscheidenden Anstoß für das Interesse, das heutzutage für S.L. Weiss besteht. Er konnte dabei auf die vorsichtigen Forschungen von Hans Volkmann (1906/1907) und Karl Prusik (1923) aufbauen, die bereits das Interesse ihrer Zeitgenossen erweckt hatten.
Neemann rehabilitierte im Rahmen seiner Forschungen, seiner Publikationen und seiner Konzerte diesen
Lautenkomponisten, der heute als der bedeutendste seiner Epoche gilt.
Die Publikation von 6 Sonaten und einige Einzelstücken, die er 1939 im Rahmen der Reihe Das Erbe deutscher Musik
herausgab, richtete die Aufmerksamkeit auf sich.
Unglücklicherweise setzte der Zweite Weltkrieg und seine Folgen den Bemühungen dieser Protagonisten ein Ende.
1976 gab der Mailänder R.Chiesa sämtliche Solowerke (28 Suiten und 41 Einzelstücke) des Londoner
Manuskripts, das im British Museum in London aufbewahrt wird, in moderne Notation heraus (S.L.Weiss : Intavolatura di liuto
, Suvini
Zerboni Edition).
Im selben Jahr veröffentlichte der japanische Lautenist R.Manabe 49 Stücke, die aus verschiedenen Suiten des Moskauer Manuskripts stammen.
1979 gab Wolfgang Reich, ein Landsmann von Weiss, ein Faksimile der Solowerke der Dresdener Handschrift heraus, die in der Sächsischen Landesbibliothek Dresden untergebracht ist.
1980 endlich brachte der Deutsche Verlag Peters den ersten Band der Gesamtausgabe der Werke von SL Weiss heraus. Diese Ausgabe stand unter der Leitung des Musikwissenschaftlers Douglas Alton Smith, der Professor für die Geschichte der Lautenmusik am Konservatorium von San Francisco war. Sie ist auf zehn Bände angelegt, 5 Bände Faksimileausgaben sowie 5 Bände mit Übertragungen in die moderne Notenschrift mit Kommentaren und Fußnoten.
Seit 1989 wird dieses Projekt weiterverfolgt unter der Leitung von Tim Crawford, der ein bedeutender Musikwissenschaftler am King's College (Großbritannien) ist (siehe auch Links).
Im Jahr 2006 sind 4 Bände bei Peters (Das Londoner Manuskript in Faksimile und Übertragung) und 2 Bände bei Bärenreiter (Das Dresdener Manuskript in Faksimile) erschienen.